Gefangenenseelsorge

Die muslimische Gefängnis-Seelsorge ist eines der drängenden Projekte in dieser Zeit. Es ist für jedermann nachvollziehbar, dass Seelsorge für die Menschen im Gefängnis noch wichtiger ist als bei den Menschen in Freiheit.

Für die Muslime bestehen darüber hinaus durch den Migrationshintergrund oft noch mehr Bedrängnisse als für die Nichtmuslime.

Während nun die christliche Gefängnis-Seelsorge seit Jahrzehnten durch Kirchenverträge mit dem Staat, der die meist vorhandenen Vollzeitstellen refinanziert, gut installiert ist und die Mehrheit der Insassen lange Zeit gut seelsorgerisch versorgt werden konnte, ändern sich die Zahlenverhältnisse durch Migration und Nachkommen zusehends.

Insbesondere bei den jungen Gefangenen (z.B. JVA Rockenberg) bilden die Muslime manchmal sogar die absolute Mehrheit (ca. 100 von 190 Gefangenen), oder wie in der JVA Wiesbaden die relative Mehrheit (90 muslimische, 80 evangelische, 50 katholische Gefangene). Aber auch im Erwachsenenvollzug ist eine große Anzahl der Gefangenen muslimischen Glaubens, die durch die christlichen Seelsorger nicht betreut werden können. Diesen veränderten Verhältnissen wurde das seelsorgerische Angebot jedoch noch nicht angepasst und die muslimische Gefängnis-Seelsorge befindet sich gerade erst im Aufbau.

Von der Wirksamkeit einer solchen kultursensiblen und vor allen Dingen religionssensiblen Seelsorge konnten wir uns in einem seit 5 Jahren laufenden Projekt in Wiesbaden überzeugen. So war die Teilnahmequote an dem religiösen Angebot durchgängig sehr hoch (60-70%) und die Wirkung sogar für die Bediensteten der JVA deutlich spürbar, wie mir von Seiten der Direktion immer wieder berichtet wurde. Dabei ist die wichtige Seelenberuhigung nur ein Teil der Arbeit, ein anderer ist das Entgegenwirken von Radikalisierungen im Gefängnis, dem immer mehr Bedeutung zufällt, da der salafistische und jihadistische Anteil der Gefangenen steigt, wie wir beobachten konnten.

Es ist uns daher im Sinne der Gefangenen und im Sinne der Gesellschaft ein Anliegen, dieses Problem anzugehen.

Von Husamuddin Meyer