rumi

MEVLANA RUMI

 Dschalal ad-Din Muhammad Rumi wurde in 1207 in Balkh, im damaligen Persien und heute in Afghanistan, geboren und war einer der bekanntesten islamischen Mystiker. Die Lehre Rumis basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah. Genauer gesagt ist das Universum ein harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebesbeziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann.

 Der Mensch, der als ein Teil dieses harmonischen Ganzen geschaffen ist, kann die Harmonie mit sich selber und dem Universum nur dann erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird ihn dann dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern auch alle Dinge, die von Gott geschaffen sind, lieben zu können.

 Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Rumi, genau wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in einer Poesie von unübertrefflicher Schönheit wiederzugeben. Er beschrieb mit derselben Eloquenz die Freude, Gott näher zu kommen, wie die Trauer, von Gott getrennt sein zu müssen. Wie auch andere mystische Dichter bezeichnete er Gott als den Geliebten und die menschliche Seele, die auf der Suche nach Gott ist, als den Liebenden.

J. von Hammer-Purgstall, der auch einige Rumi-Gedichte ins deutsche übersetzte,  beschreibt Mevlana Rumi wie folgt:

   „Auf den Flügeln der höchsten religiösen Begeisterung,  welche,  hoch erhaben über allen äußeren Formen positiver Religionen, das ewige Wesen in der vollkommenen Abgezogenheit von allem Sinnlichen und Irdischen als den reinsten Quell des ewigen Lichtes anbetet, schwingt sich Mevlana Rumi nicht wie andere lyrische Dichter bloß über Sonnen und Monde, sondern über Zeit und Raum, über Schöpfung und das Los, über den Urvertrag und die Vorherbestimmung , und über den Spruch des Weltengerichts in die Unendlichkeit hinaus, wo er mit dem ewigen Wesen als ewig Anbetender, und mit der unendlichen Liebe als unendlich Liebender, in Eines verschmilzt…“   (J. von Hammer-Purgstall 1818).

Rumi war nicht nur einer der bedeutendsten Islamgelehrten seiner Zeit, sondern gründete auch eine mystische Schule, die tausende Schüler aus allen Himmelsrichtungen, auch aus dem  christlich/byzantinischen Westen anzog. Daraus entstand der Mevlevi- Sufi-Orden, bekannt auch als „Orden der tanzenden Derwische“. Erst im 18. Jh. wurden seine  Gedichte und Lieder in Europa durch Übersetzungen bekannt und lösten einen Sturm der Begeisterung aus.  In Deutschland haben sich viele große Dichter, von Goethe bis Rilke, vor allem die deutsche Lyrik des sog. „Sturm und Drang“ Ende des 18. Jh., Vorläufer der „Romantik“, durch ihn inspirieren lassen. Einer seiner Übersetzer, der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert, drückt seine Dankbarkeit und  neidlose  Anerkennung 1819 in einem „Ghasel“ aus:

 Im Osten steht das Licht, ich steh im Westen,

 Ein Berg, an dessen Haupt der Schein sich bricht.

 Ich bin der Schönheitssonne blasser Mond,

 Schau weg von mir, der Sonn‘ ins Angesicht!

 Dschelaladdin* nennt sich das Licht im Ost,

 der Wiederschein euch zeiget mein Gedicht!

                                                          * Dschelaladdin Rumi

Rumi, mit seiner Botschaft der Liebe, ist schon seit Jahrhunderten ein Brückenbauer zwischen Kulturen und Religionen und genießt daher im Osten, wie im Westen, große Beliebtheit. Er ist momentan in den USA der am meisten gelesene Poet. UNESCO hatte das Jahr 2007 als das Jahr von Rumi erklärt. Aus Anlass seines 800. Geburtsjahres ließ die Weltorganisation sogar eine Rumi-Medaille prägen.